Sonderausstellung im Museum Burg Linn vom 9. März bis 21. Mai 2023
Über 100 Jahre ist es nun her, dass der damalige Direktor des Krefelder Kaiser Wilhelm Museums, Friedrich Deneken, die Künstlerin Agnes Kaiser nach Krefeld holte und sie damit beauftragte, von Krefelder Lokalitäten Zeichnungen und Aquarelle anzufertigen. Nachdem mit diesen Bildern im Jahr 1913 eine erste Ausstellung in den Räumen des Kaiser Wilhelm Museums unter dem Titel „Alte Crefelder Häuser“ stattgefunden hatte, verschwanden die Bilder für lange Zeit in drei großen Kisten im Magazin des Museums. Von hier müssen sie irgendwann in das Magazin des Museums Burg Linn gelangt sein, wo die Direktorin Renate Pirling sie zu Beginn der 1980er-Jahre „wiederentdeckte“. Sie stellte die Bilder 1983, also 70 Jahre später, ein weiteres Mal aus, diesmal unter dem Titel: „Alte Krefelder Häuser und Winkel. Zeichnungen und Aquarelle von Agnes Kaiser aus den Jahren 1905 – 1919“. Zur Ausstellung erschien ein von der Sparkasse Krefeld finanziertes Buch mit demselben Titel. Danach gingen die Bilder von Agnes Kaiser wieder ins Magazin und fielen in den zweiten Dornröschenschlaf.
Nun wurden sie erneut ans Licht geholt. Den Ausstellungskatalog von 1983 entdeckte die in Krefeld lebende und hier aktive Künstlerin Mauga Houba-Hausherr. Fasziniert von den Bildern der Agnes Kaiser, begab sie sich auf Spurensuche und an die Orte, an denen Agnes Kaiser vor über 100 Jahren gestanden und gezeichnet haben musste. Hier nun begann eine nicht nur für Mauga spannende Zeitreise: Gab es all die Orte noch, an denen sich Agnes damals aufgehalten hatte? Und wie sehen sie heute aus? Sind die Gebäude noch erhalten oder hat sich alles verändert? Finden wir uns noch zurecht in der Welt der Agnes Kaiser? Wo ist die Zeit stehengeblieben und wo ist nichts mehr von der alten Welt zu sehen? Wie hat Agnes ihre Welt damals gesehen und wie sieht Mauga sie heute, im Jahr 2023?
Das Ergebnis von Maugas Zeitreise ist nun eine Ausstellung mit den Bildern von Agnes Kaiser im Dialog mit denen der Künstlerin Mauga Houba-Hausherr, sowie ein weiteres Buchprojekt – mit Texten von Petra Diederichs –, finanziert von der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld, die auch die Ausstellung im Museum Burg Linn dankenswerterweise unterstützt.
Diesmal aber bekommt das Publikum eine ganz neue Sicht auf die Krefelder Ecken, Straßen und Plätze. Maugas Herangehensweise und ihr Stil unterscheiden sich fundamental von dem der Agnes vor über 100 Jahren. Während bei Agnes der dokumentarische Charakter im Vordergrund stand, was übrigens ihrem Arbeitsauftrag entsprach, interpretiert Mauga die Orte in ihrem ganz eigenen Stil. Das Ergebnis, das in der Ausstellung und im Buch zu sehen sein wird, ist ein aufregender Dialog der künstlerischen Sichtweisen. Der Spannungsbogen, der hier über einen Zeitraum von über 100 Jahren geschlagen wird, regt zum Staunen und auch zum Nachdenken an. Nichts weiter wollen Ausstellung und Buch erreichen.