Kriegerische Helden sind in der Regel männlich und tot. Hatten antike und germanische Helden nach ihrem Ableben noch einen Anspruch auf einen Sitz bei den Göttern oder in Walhalla, starben die christlichen Kreuzfahrer noch im Glauben an einen Platz im Paradies, so verloren sich diese Überzeugungen im Laufe der Neuzeit in Europa. Die Jenseitsvorstellungen verlagerten sich zunehmend auf das Diesseits. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im 19. Jahrhundert sowie der Entfaltung bürgerlich-demokratischer Grundwerte veränderte sich auch das Bild des Helden. Immer weniger zählte die herausragende Leistung des Einzelnen, zu Helden wurden nun alle, die sich für ein hehres Ziel aufopferten. Die erste Inflation war die des „Eisernen Kreuzes“ im 1. Weltkrieg.

 Der moderne Kriegsheld stirbt für Volk und Vaterland, auch wenn „Gott“ noch auf dem Koppel steht. Der Heldentod ist das Ziel und die Erfüllung des soldatischen Daseins, ein Danach gibt es offenbar nicht mehr, es wird auch nicht mehr versprochen. Umso wichtiger wird das Heldengedenken: Der Held soll im Gedächtnis der Nachwelt weiter existieren.

 Bildergebnis für der eiserne georg krefeld

Der „Eiserne Georg“ in der Ehrenhalle des Museums Burg Linn

 Nagelfiguren wie der „Eiserne Georg“ wurden in den ersten Jahren des Ersten Weltkriegs in zahlreichen Städten des Deutschen Reichs aufgestellt, um Spenden zur Unterstützung der Hinterbliebenen gefallener Soldaten zu sammeln. So stellte man auch in Krefeld im Herbst 1915 die von der Krefelder Bildhauerin Helene von Beckerath angefertigte Figur in einem Pavillon am Ostwall auf. Sie kostete damals 5.000 Mark, gestiftet hat sie der Willicher Stahlfabrikant Heinrich Becker.

 Nicht wie in der Legende vom Hl. Georg tötet dieser einen einzelnen Drachen, der Linner Georg besiegt gleich mehrere Ungeheuer. Vermutlich sollten damit die Feinde des Deutschen Reiches im Krieg symbolisch dargestellt werden.

 Je nach Höhe der Spende konnte man entweder einen kleinen Nagel für 50 Pfennige im oberen Teil der Figur anbringen lassen oder ein Metallschild weiter unten, das dann jedoch 100 Mark kostete. Auf den Metallschildern finden sich nicht nur die Namen von damals bekannten Krefelder Bürgern, sondern auch die einfacher Bürger und nicht zuletzt die Namen etlicher jüdischer Mitbürger. Darüber hinaus haben viele Krefelder Firmen, Vereine und (Militär-) Verbände, Schulklassen oder politische Parteien für die Stiftung gespendet. Insgesamt kam Ende 1916 die Summe von 223.000 Mark zusammen.

 Nach Kriegsende 1918 lagerte man die Figur zunächst ein, bis sie zusammen mit der Eröffnung des Krefelder Heimatmuseums 1930 in der „Ehrenhalle“ in Linn wieder aufgestellt wurde. Hier stand der „Eiserne Georg“ bis 1952, umgeben von 27 Tafeln mit den Namen der 3.421 gefallenen Krefelder des Ersten Weltkriegs. Noch einmal wurde die Figur eingelagert, da nun die evangelische Gemeinde den Raum für ihre Gottesdienste benötigte. Nach deren Auszug 1968 stellte man die Figur ein zweites Mal in der Ehrenhalle auf. Die Tafeln mit den Gefallenen kamen auf den Krefelder Hauptfriedhof, sie wurden durch Tafeln mit den Namen der Toten des Zweiten Weltkriegs ersetzt.

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