Der christliche Glaube an das Jenseits in der Zeit Ottos von Linn (um 1200)

 In die christliche Lehre sind viele Ideen des vorgeschichtlichen Orients und der griechisch-römischen Antike, vor allem aber der jüdischen Religion eingeflossen. Die Vorstellungen von einem Himmel, in dem ein Gott oder auch viele Götter existieren, von einer Unterwelt, in der dunkle Mächte und Dämonen hausen, also von jenseitigen Welten, in die sich die Seelen der Verstorbenen begeben, waren nicht neu, wurden aber vom Christentum modifiziert und weiter entwickelt. Klar war jedoch immer, dass sich diese unsichtbaren Welten deutlich von der sichtbaren Welt der Lebenden unterscheiden musste und daher der Erläuterung durch Experten (Propheten, Priester, Theologen) bedurften.

Auf der Grundlage der biblischen Schriften des Alten und Neuen Testaments, teilweise auch der Apokryphen, also der Schriften aus dem Umfeld der Bibel, die nicht in den offiziellen Kanon aufgenommen wurden, bildete die Kirche bis zum hohen Mittelalter ihre Lehren bezüglich Himmel, Hölle, Auferstehung usw. aus. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Eschatologie, die Lehre von der Auferstehung der Toten am Tag des Jüngsten Gerichts.

 

Der Himmel

„Denn wir wissen: wenn unser irdisch Haus, diese Hütte, zerbrochen wird, so haben wir einen Bau von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“ (2. Korinther 5,1)

Der Himmel ist der Aufenthaltsort der Heiligen Dreifaltigkeit (Gott, Sohn und Heiliger Geist). Hinzu treten die „Himmlischen Heerscharen“, die Engel, aber auch die bereits zu Lebzeiten in den Himmel Entrückten (wie die alttestamentarischen Propheten Henoch und Elias) und – seit einem Lehrentscheid Papst Benedikts XII. aus dem Jahr 1336 die Seelen der Heiligen, aber auch der gute Schächer am Kreuz neben Jesus.

Die mittelalterliche theologisch-kosmologische Auffassung des Himmels war jedoch wesentlich komplexer und uneinheitlicher: Das von der mittelalterlichen Scholastik (Philosophie) übernommene aristotelisch-ptolemäische Weltbild kannte acht Himmel (sieben Planetensphären und die Fixsterne). Mitunter zählten die Theologen bis zu zehn Himmel oder Sphären, wobei das kosmologische (sichtbare) Himmelszelt mit der Erde im Mittelpunkt mit den jenseitigen Himmeln in Beziehung trat.

 

Das Himmlische Jerusalem

"Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu." (Offb 21,2-5) S. 427

Im Mittelalter waren die Vorstellungen vom Himmel sehr eng verknüpft mit denen vom Himmlischen Jerusalem. Ein Grund, warum das Hauptziel der Kreuzzüge die Eroberung der Heiligen Stadt Jerusalem war. Auch Otto von Linn war vermutlich an einem dieser Eroberungszüge beteiligt (3. Kreuzzug 1189 – 1192). In der Ikonografie der mittelalterlichen Kunst, das heißt im Kirchen- und Städtebau, in der Malerei (Buchmalerei und Altarbilder) sowie im Kunsthandwerk (Monstranzen, Reliquiare usw.) spielt die Heilige Stadt eine sehr bedeutende Rolle. Vielleicht hatte auch Otto von Linn das Himmlische Jerusalem vor Augen, als er den sechseckigen Ausbau der Burganlage in Auftrag gab.

  

Das Jüngste Gericht und die Auferstehung

Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.“ (Matthäus 25, 31-33)

Die Eschatologie, die Lehre vom Endschicksal der Menschen und der Welt, spielt in der christlichen Tradition eine zentrale Rolle. Auch sie bildete sich im Mittelalter erst heraus und wurde vielfach kontrovers diskutiert. Damit verbunden war die deutliche Vorstellung einer Menschheitsgeschichte mit einem endgültigen Ende, nämlich dem Tag der Wiederkehr des Messias und des „Jüngsten Gerichts“, an dem alle Toten wieder auferstehen und zur Rechenschaft gezogen werden. Dabei wurde auch die Frage nach der Art der Auferstehung schon in den biblischen Schriften diskutiert: "Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben?" (1 Kor 15,35). Das IV. Laterankonzil (1215) legte schließlich fest, daß "alle mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen."

 

Die Hölle

Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“ (Matthäus 25, 41)

Im Gegensatz zum Himmel wurde die Hölle meist an einem Ort unter der Erde vermutet. Auch die Vorstellungen einer Unterwelt existierten spätestens seit der Antike. Analog zum jüdischen oder antiken Totenreich wurde die Hölle durch Finsternis charakterisiert. Den Zugang konnten zum Beispiel Vulkane bilden. In der Hölle erwarten die ewig Verdammten Strafen und Pein an unterschiedlichen Orten, die ihren jeweiligen Sünden auf der Erde entsprechen.

 

Das Fegefeuer

Denn mit Feuer wird er sich offenbaren; und welcherlei eines jeglichen Werk sei, wird das Feuer bewähren.“ 1. Korinther 3, 13

Vergleichsweise jung sind die Vorstellungen von dem „Zwischenreich“ des Fegefeuers, in welchem die sündigen Seelen der Verstorbenen einem Prozess der Läuterung und Prüfung unterzogen werden, bevor ihr Weg von hier aus in den Himmel führt.

Das heute im Katholischen Sprachgebrauch geläufige Wort Purgatorium als Läuterungsort bzw. Läuterungszustand lässt sich erstmals bei Hildebert von Lavardin (Erzbischof von Tours; † 1133) belegen. Seit dem 13. Jahrhundert ist das Gedankenmodell unter Theologen und in den Kirchengemeinden allgemein bekannt, theologisch völlig ausgebildet findet sich die Lehre vom Fegefeuer bei Thomas von Aquin.

Die orthodoxen Ostkirchen, die auch Otto von Linn als Teilnehmer des 3. Kreuzzuges kennen gelernt haben muss, teilen die Auffassungen vom Fegefeuer bis heute nicht. Sie kennen zwar die Fürbitten für die Seelen der Toten, lehnen jedoch die Idee vom Fegefeuer ab, ebenso wie der Anglikanismus und später der Protestantismus.

 

Totengedenken und Seelenmessen

Die mittelalterliche christliche Glaubenswelt war weit mehr, als wir uns das heute vorstellen können, auf das Jenseits ausgerichtet. Die Angst davor, nach dem Tod auf ewig Höllenqualen zu leiden und nicht ins Paradies zu gelangen, war sehr groß und weit verbreitet. Durch gute Werke (Armenfürsorge) und Stiftungen ließ sich hier Vorsorge treffen. So wurden nicht selten ganze Vermögen an die Kirche vererbt, man stiftete Seelenmessen und vieles mehr, damit die Fürbitten für die Seele nach dem Tod bis zum Tag des Jüngsten Gerichts gewährleistet waren. Auch zur Linderung der Qualen im Fegefeuer und schließlich der Errettung aus demselben dienten die Stiftungen.

Die Fürbitten für die Toten wurden nicht einseitig verstanden: Man glaubte, die toten Seelen könnten für die Lebenden ebenfalls positives bewirken.

 

Die Römer hatten konkrete Vorstellungen von einem Weiterleben des Menschen nach dem Tode – den Verstorbenen so gut wie möglich auf diese letzte Reise vorzubereiten, war für die Hinterbliebenen ein großes Anliegen. In der römischen Vorstellung lebte die Seele (anima) des Toten in seinem Grab weiter mit denselben Bedürfnissen, die er auch im Leben hatte. Um diese neue „Daseinsform“ zu erlangen, war der Verstorbene auf die Einhaltung der Rituale und die Ausstattung seines Grabes mit Beigaben angewiesen. Für die Angehörigen war die Bestattung und die Totenfürsorge Pflicht, zumal man den Toten durch die Opfer wohlwollend stimmen wollte. Denn nach der römischen Vorstellung waren die Toten dazu in der Lage, das Schicksal der Lebenden positiv oder negativ zu beeinflussen. Schlimmer noch - konnten sie doch  auch als Wiedergänger ihr Unwesen treiben. Somit wurde stets genauestens darauf geachtet, dem Verstorbenen ein ordentliches Begräbnis zu bereiten und die jährlich wiederkehrenden Gedenktage einzuhalten.

Die Totenwelt wurde als gefährlich und düster angesehen, weshalb sich die Begräbnisplätze (Nekropolen) stets von den Lebenden getrennt außerhalb der Stadtmauern befanden. Diese Sitte wurde in Rom bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. durch das sogenannte Zwölftafelgesetz festgelegt und bis in die Spätantike so praktiziert. Die römischen Friedhöfe waren keinesfalls abgelegene Plätze, sondern man setzte die Toten beidseits der wichtigen Straßenverbindungen bei. Da die Gräber für jeden sichtbar sein sollten, waren die römischen Bestattungen architektonisch gestaltet: entweder als einfache Markierungen, Stelen oder auch als sehr aufwendige Grabbauten. Neben den „städtischen“ Begräbnisplätzen gab es auch kleinere Friedhöfe, die zu den ländlichen Villen gehörten. Die Antike kannte sowohl Körper- als auch Brandbestattungen. Wie man beisetzte, variierte je nach Zeitstellung: In der frühen und mittleren römischen Kaiserzeit (1. -3. Jahrhundert n. Chr.) war die Brandbestattung üblich, dann setzte sich im 4. Jahrhundert nach und nach die Körperbestattung in Bleisärgen oder Sarkophagen durch.

Die römische Totenfürsorge war mit festen Ritualen verbunden. Während sich für die Provinzen nördlich der Alpen Aussagen zur Totenehrung und Bestattungsritualen hauptsächlich anhand der archäologischen Befunde machen lassen, sind für Rom und den italischen Raum die Bestattungssitten durch schriftliche und bildliche Überlieferungen sehr gut nachzuvollziehen. Der Verstorbene wurde zunächst zu Hause bei den Hinterbliebenen aufgebahrt und für die Bestattung hergerichtet, was mehrere Tage in Anspruch nehmen konnte. Danach trugen ihn die Angehörigen in einem Leichenzug zum Begräbnisplatz (funus) für die Beisetzung oder die Verbrennung der Leiche. Oft gab es für eine Nekropole einen gemeinsam genutzten Scheiterhaufen (ustrina), der von der eigentlichen Grabstätte räumlich getrennt war. Die Kremation wurde häufig zusammen mit persönlichem Besitz und Abschiedsgeschenken durchgeführt. Einige Tage nach der Verbrennung barg man die in der Asche verbliebenen Überreste und sammelten sie in einem Behältnis, beispielsweise einem Ton- oder Glasgefäß. Zusammen mit einer zweiten Beigabenausstattung wurde die Urne schließlich in der eigentlichen Grabgrube beigesetzt. Art, Umfang und Qualität dieser Beigaben waren vom sozialen Stand des Bestatteten abhängig. Es wurde dem Toten mitgegeben, was man für im Jenseits als nützlich erachtete. Eine große Rolle spielten beispielsweise Speisen - wie Obst, Gemüse oder Fleisch - und Getränke, die die Seele für das Reich der Toten stärken sollte. Dazu wurde natürlich auch das passende Geschirr mit in das Grab gegeben. Des Weiteren sollten Lampen Licht in der ewigen Dunkelheit spenden. Es finden sich aber auch Gegenstände, die auf bestimmte Tätigkeiten oder den Beruf hinweisen können.

Da der Tod als Verunreinigung galt, mussten sich die Angehörigen nach der Beisetzung noch einigen Riten unterziehen, um sich davon zu befreien. Dazu zählen ein Totenmahl sowie Reinigungsriten nach dem Ende einer neuntägigen Trauerzeit. Zwei Mal im Jahr wurden zu Ehren der Toten Feste abgehalten: Die Parentalia wurden vom 13. bis zum 21. Februar begangen, die Lemuria am 9., 11. sowie 13. Mai. Sie dienten dazu, die Erinnerung an den Toten zu erhalten, indem man die Gräber besuchte und den Ahnen Gaben brachte.

 

Judentum

 Mit seiner über 3000-jährigen Geschichte ist das Judentum die älteste, heute noch existierende monotheistische Religion. Mit einer Anhängerschaft von etwa 13 bis 15 Millionen Menschen ist sie zwar die zahlenmäßig kleinste der großen Religionsgemeinschaften, doch aufgrund der zahlreichen Vertreibungen und Verfolgungen, denen die Juden im Laufe der Geschichte ausgesetzt waren, ist sie über die ganze Welt verbreitet.

 Die Grundlage des jüdischen Glaubens bildet die Thora. Darin befinden sich die fünf Bücher Moses (schriftliche Thora) sowie die erläuternden rabbinischen Schriften (mündliche Thora). Sie enthält 613 „Mitzwot“ (im Deutschen bedeutet dies so viel wie „Gesetze“). Mit dem Bund zwischen Abraham und Gott beginnt laut der Thora die Geschichte des jüdischen Volkes. Dieser Bund wird zuerst mit Jakob und schließlich auch dessen 12 Söhnen fortgesetzt, die als die Gründungsväter der 12 Stämme Israels gelten. Über Moses, der das Volks aus ägyptischer Knechtschaft führte, erhielten die Juden die schriftliche und mündliche Thora von Gott. Das örtliche Zentrum des jüdischen Glaubens befindet sich noch heute auf dem Tempelberg in Jerusalem.

 

Der jüdische Friedhof in Linn

Juden in Linn

Mit der ersten überlieferten Stadtrechnung von 1621 ist auch die Anwesenheit von Juden in Linn belegt. Die jüdische Bevölkerung erreichte hier im Jahr 1830 mit 42 Personen ihren Höchststand. 1933 lebten nur noch 15 Juden in Linn. Die Existenz der alten jüdischen Gemeinde endete mit dem Judenpogrom am 10. November 1938, als auch die Linner Synagoge zerstört wurde. Die hier noch lebenden Juden wurden deportiert und ermordet.

Die Gemeinden in Linn und Bockum konnten 1865/66 aufgrund einer Erbschaft aus dem Nachlass des Mennoniten Philipp de Greiff, der mit seiner Familie im Jagdschloss der Burg Linn wohnte, eine Synagoge an der Rheinbabenstraße erbauen.

 

 

Der jüdische Friedhof in Linn

Seit spätestens 1751 beerdigte man auf dem Friedhof in Linn (vor dem Bruchtor) die Juden aus Latum, Bockum, Osterath, Uerdingen und Hohenbudberg gegen eine Zahlung an die Stadt. Schon 1778 war der Friedhof komplett belegt, worauf der Magistrat den Juden ein angrenzendes Feldstück im Linner Bruch an der jetzigen Stelle überließ. Heute existieren noch 64 Grabsteine bzw. Fragmente auf dem Friedhof. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1792 und der jüngste noch lesbare von 1922. Die letzte Beerdigung auf dem Linner Friedhof fand 1936 statt.

 

Juden in Krefeld

 Die ersten in Krefeld wohnhaften Juden sind seit der Zeit der oranischen Herrschaft (seit 1607) belegt. Allerdings waren sie erheblichen Reglements unterworfen. Dies änderte sich erst mit den Preußen (seit 1702), die zwar weiterhin die Lebensbedingungen der Juden erheblich einschränkten, jedoch das Wachstum einer kleinen jüdischen Gruppe zuließen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts lebten zehn jüdische Familien (53 Personen) in Krefeld. Damit war ihre Zahl so groß, dass sie 1764 eine eigene Synagoge einweihen konnten.

Mit der Herrschaftsübernahme der Franzosen im Jahr 1794 erhielten die Juden zum ersten Mal die gleichen Rechte wie alle anderen französischen Bürger, doch aufgrund von Protesten seitens der französischen Bevölkerung wurden diese 1808 wieder weitgehend rückgängig gemacht. Unter der erneuten preußischen Herrschaft seit 1814 setzten sich Liberale wie der Krefelder Hermann von Beckerath (1847) für die Gleichberechtigung der jüdischen Bevölkerung ein, was in einigen Teilbereichen auch gelang. 1870 schließlich erhielten die Juden volle Bürgerrechte im Deutschen Reich.

Die Zahl der Juden stieg im 19. Jahrhundert signifikant an (1828: 215; 1864: 871; 1890: 1992), so dass man weitere Gebetshäuser benötigte. 1841 wurde in Uerdingen, 1865 in Linn und 1883 in Hüls eine Synagoge eingeweiht. Die Synagoge im Krefelder Stadtzentrum wurde 1853 neugebaut.

Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und in der wilhelminischen und Weimarer Ära ihren Höhepunkt hatte, fand 1933 mit dem Beginn der NS- Terrorherrschaft ein jähes Ende. Die zunehmenden Repressalien unter denen die Juden litten, führten zu Emigrationswellen ins Ausland, die ihren Höhepunkt in den Jahren 1938/39 fand. Der Teil der Krefelder Juden, die ihre Heimat nicht verlassen wollten oder konnten, fielen dem NS-Rassenwahn zum Opfer und wurden in den folgenden Kriegsjahren in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Kaum ein deutscher Jude überlebte den NS- Terror.

Erst in den 1950er-Jahren erstand wieder eine jüdischen Gemeinde, die sich zwar über den gesamten linken Niederrhein erstreckte, aber nicht einmal 100 Mitglieder hatte. 1964 erhielt die Gemeinde einen kleinen Betsaal auf der Rheinstraße und bis zum Anfang der 90er-Jahre wuchs sie auf etwa 200 Mitglieder an.

 

Jenseitsvorstellungen im jüdischen Glauben

Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.“ (Prediger 12,7)

Der Glaube an ein Weiterleben in einer jenseitigen Welt, in der der Mensch gerichtet wird und seine Seele weiterlebt, ist die Grundidee des jüdischen Denkens. Der Tod wird nur als vorübergehende Trennung von Leib und Seele betrachtet. Bei der Auferstehung werden sie wieder zusammengeführt. Demzufolge ist das Grab bis zur Auferstehung die Wohnstatt des Toten. Friedhöfe werden auch „Haus des Lebens“ (hebräisch Bethachaijm) und „Haus der Ewigkeit“ (hebräisch Bet olam) genannt. Der Erwerb eines Grabes wird wie ein Grundstückskauf behandelt. Es gehört dem Toten und ist nach jüdischem Recht unverkäuflich. Jüdische Friedhöfe sollen streng genommen bis zum Tag der Auferstehung unverändert bestehen bleiben.

 Der alte Linner Friedhof

 1785 war es seitens der kurkölnischen Regierung verboten worden, die Toten in den Kirchen zu bestatten. Neue Kirchhöfe mussten von nun an außerhalb der Stadtmauern angelegt werden. Zunächst fand der Linner Stadtrat einen Platz „am Sandberg, wo das steinerne Kreuz“ gestanden hatte. Später verlegte man den Friedhof hierhin vor das Bruchtor am westlichen Stadtausgang. In einer alten Akte wurde die Geschichte des Linner Friedhofs aufgeschrieben: „Die Gemeinde ist seit undenklicher Zeit Eigenthümerin. Der Begräbnisplatz ist im Jahre 1795 angelegt worden; das Grundstück war ausweise der Stadt Rechnungen von 1740 an zu Gunsten der Gemeinde verpachtet. Die Verpachtung ist nach dem städtischen Protokollbuche am 22. Februar 1804 zu Gunsten der Gemeinde auf weitere 6 Jahre erfolgt, als das Grundstück zum Begräbnisplatz bereits eingerichtet war. Im Jahre 1825 ist der Garten zum früheren Thorwächterhäuschen, gleichfalls Eigenthum der Gemeinde, noch hinzugekommen, welcher den jetzigen nördlichen Theil des Begräbnisplatzes bildet. Sodann hat die Frau Rhodius im Jahre 1865 an der westlichen Seite einen Theil ihres anschließenden Grundstücks zu dem Begräbnisplatz unentgeldlich hergegeben, um demselben eine regelmäßigere Form zu geben.“

Frau Rhodius war die Tochter von Marianne und Philipp de Greiff, der damaligen Besitzer der Burg. Sie wohnte bis zum ihrem Tod 1902 allein im Jagdschloss der Burg Linn.

 Weil der Platz für weitere Bestattungen an dieser Stelle zu klein wurde, hatten die Linner seit 1837 einen neuen Friedhof an der Königsberger Straße angelegt. Dort ist er auch heute noch.

Veranstaltungen

Mo Di Mi Do Fr Sa So
1
3
4
5
6
7
11
12
15
17
18
19
25