Die Römer hatten konkrete Vorstellungen von einem Weiterleben des Menschen nach dem Tode – den Verstorbenen so gut wie möglich auf diese letzte Reise vorzubereiten, war für die Hinterbliebenen ein großes Anliegen. In der römischen Vorstellung lebte die Seele (anima) des Toten in seinem Grab weiter mit denselben Bedürfnissen, die er auch im Leben hatte. Um diese neue „Daseinsform“ zu erlangen, war der Verstorbene auf die Einhaltung der Rituale und die Ausstattung seines Grabes mit Beigaben angewiesen. Für die Angehörigen war die Bestattung und die Totenfürsorge Pflicht, zumal man den Toten durch die Opfer wohlwollend stimmen wollte. Denn nach der römischen Vorstellung waren die Toten dazu in der Lage, das Schicksal der Lebenden positiv oder negativ zu beeinflussen. Schlimmer noch - konnten sie doch  auch als Wiedergänger ihr Unwesen treiben. Somit wurde stets genauestens darauf geachtet, dem Verstorbenen ein ordentliches Begräbnis zu bereiten und die jährlich wiederkehrenden Gedenktage einzuhalten.

Die Totenwelt wurde als gefährlich und düster angesehen, weshalb sich die Begräbnisplätze (Nekropolen) stets von den Lebenden getrennt außerhalb der Stadtmauern befanden. Diese Sitte wurde in Rom bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. durch das sogenannte Zwölftafelgesetz festgelegt und bis in die Spätantike so praktiziert. Die römischen Friedhöfe waren keinesfalls abgelegene Plätze, sondern man setzte die Toten beidseits der wichtigen Straßenverbindungen bei. Da die Gräber für jeden sichtbar sein sollten, waren die römischen Bestattungen architektonisch gestaltet: entweder als einfache Markierungen, Stelen oder auch als sehr aufwendige Grabbauten. Neben den „städtischen“ Begräbnisplätzen gab es auch kleinere Friedhöfe, die zu den ländlichen Villen gehörten. Die Antike kannte sowohl Körper- als auch Brandbestattungen. Wie man beisetzte, variierte je nach Zeitstellung: In der frühen und mittleren römischen Kaiserzeit (1. -3. Jahrhundert n. Chr.) war die Brandbestattung üblich, dann setzte sich im 4. Jahrhundert nach und nach die Körperbestattung in Bleisärgen oder Sarkophagen durch.

Die römische Totenfürsorge war mit festen Ritualen verbunden. Während sich für die Provinzen nördlich der Alpen Aussagen zur Totenehrung und Bestattungsritualen hauptsächlich anhand der archäologischen Befunde machen lassen, sind für Rom und den italischen Raum die Bestattungssitten durch schriftliche und bildliche Überlieferungen sehr gut nachzuvollziehen. Der Verstorbene wurde zunächst zu Hause bei den Hinterbliebenen aufgebahrt und für die Bestattung hergerichtet, was mehrere Tage in Anspruch nehmen konnte. Danach trugen ihn die Angehörigen in einem Leichenzug zum Begräbnisplatz (funus) für die Beisetzung oder die Verbrennung der Leiche. Oft gab es für eine Nekropole einen gemeinsam genutzten Scheiterhaufen (ustrina), der von der eigentlichen Grabstätte räumlich getrennt war. Die Kremation wurde häufig zusammen mit persönlichem Besitz und Abschiedsgeschenken durchgeführt. Einige Tage nach der Verbrennung barg man die in der Asche verbliebenen Überreste und sammelten sie in einem Behältnis, beispielsweise einem Ton- oder Glasgefäß. Zusammen mit einer zweiten Beigabenausstattung wurde die Urne schließlich in der eigentlichen Grabgrube beigesetzt. Art, Umfang und Qualität dieser Beigaben waren vom sozialen Stand des Bestatteten abhängig. Es wurde dem Toten mitgegeben, was man für im Jenseits als nützlich erachtete. Eine große Rolle spielten beispielsweise Speisen - wie Obst, Gemüse oder Fleisch - und Getränke, die die Seele für das Reich der Toten stärken sollte. Dazu wurde natürlich auch das passende Geschirr mit in das Grab gegeben. Des Weiteren sollten Lampen Licht in der ewigen Dunkelheit spenden. Es finden sich aber auch Gegenstände, die auf bestimmte Tätigkeiten oder den Beruf hinweisen können.

Da der Tod als Verunreinigung galt, mussten sich die Angehörigen nach der Beisetzung noch einigen Riten unterziehen, um sich davon zu befreien. Dazu zählen ein Totenmahl sowie Reinigungsriten nach dem Ende einer neuntägigen Trauerzeit. Zwei Mal im Jahr wurden zu Ehren der Toten Feste abgehalten: Die Parentalia wurden vom 13. bis zum 21. Februar begangen, die Lemuria am 9., 11. sowie 13. Mai. Sie dienten dazu, die Erinnerung an den Toten zu erhalten, indem man die Gräber besuchte und den Ahnen Gaben brachte.

 

Judentum

 Mit seiner über 3000-jährigen Geschichte ist das Judentum die älteste, heute noch existierende monotheistische Religion. Mit einer Anhängerschaft von etwa 13 bis 15 Millionen Menschen ist sie zwar die zahlenmäßig kleinste der großen Religionsgemeinschaften, doch aufgrund der zahlreichen Vertreibungen und Verfolgungen, denen die Juden im Laufe der Geschichte ausgesetzt waren, ist sie über die ganze Welt verbreitet.

 Die Grundlage des jüdischen Glaubens bildet die Thora. Darin befinden sich die fünf Bücher Moses (schriftliche Thora) sowie die erläuternden rabbinischen Schriften (mündliche Thora). Sie enthält 613 „Mitzwot“ (im Deutschen bedeutet dies so viel wie „Gesetze“). Mit dem Bund zwischen Abraham und Gott beginnt laut der Thora die Geschichte des jüdischen Volkes. Dieser Bund wird zuerst mit Jakob und schließlich auch dessen 12 Söhnen fortgesetzt, die als die Gründungsväter der 12 Stämme Israels gelten. Über Moses, der das Volks aus ägyptischer Knechtschaft führte, erhielten die Juden die schriftliche und mündliche Thora von Gott. Das örtliche Zentrum des jüdischen Glaubens befindet sich noch heute auf dem Tempelberg in Jerusalem.

 

Der jüdische Friedhof in Linn

Juden in Linn

Mit der ersten überlieferten Stadtrechnung von 1621 ist auch die Anwesenheit von Juden in Linn belegt. Die jüdische Bevölkerung erreichte hier im Jahr 1830 mit 42 Personen ihren Höchststand. 1933 lebten nur noch 15 Juden in Linn. Die Existenz der alten jüdischen Gemeinde endete mit dem Judenpogrom am 10. November 1938, als auch die Linner Synagoge zerstört wurde. Die hier noch lebenden Juden wurden deportiert und ermordet.

Die Gemeinden in Linn und Bockum konnten 1865/66 aufgrund einer Erbschaft aus dem Nachlass des Mennoniten Philipp de Greiff, der mit seiner Familie im Jagdschloss der Burg Linn wohnte, eine Synagoge an der Rheinbabenstraße erbauen.

 

 

Der jüdische Friedhof in Linn

Seit spätestens 1751 beerdigte man auf dem Friedhof in Linn (vor dem Bruchtor) die Juden aus Latum, Bockum, Osterath, Uerdingen und Hohenbudberg gegen eine Zahlung an die Stadt. Schon 1778 war der Friedhof komplett belegt, worauf der Magistrat den Juden ein angrenzendes Feldstück im Linner Bruch an der jetzigen Stelle überließ. Heute existieren noch 64 Grabsteine bzw. Fragmente auf dem Friedhof. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1792 und der jüngste noch lesbare von 1922. Die letzte Beerdigung auf dem Linner Friedhof fand 1936 statt.

 

Juden in Krefeld

 Die ersten in Krefeld wohnhaften Juden sind seit der Zeit der oranischen Herrschaft (seit 1607) belegt. Allerdings waren sie erheblichen Reglements unterworfen. Dies änderte sich erst mit den Preußen (seit 1702), die zwar weiterhin die Lebensbedingungen der Juden erheblich einschränkten, jedoch das Wachstum einer kleinen jüdischen Gruppe zuließen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts lebten zehn jüdische Familien (53 Personen) in Krefeld. Damit war ihre Zahl so groß, dass sie 1764 eine eigene Synagoge einweihen konnten.

Mit der Herrschaftsübernahme der Franzosen im Jahr 1794 erhielten die Juden zum ersten Mal die gleichen Rechte wie alle anderen französischen Bürger, doch aufgrund von Protesten seitens der französischen Bevölkerung wurden diese 1808 wieder weitgehend rückgängig gemacht. Unter der erneuten preußischen Herrschaft seit 1814 setzten sich Liberale wie der Krefelder Hermann von Beckerath (1847) für die Gleichberechtigung der jüdischen Bevölkerung ein, was in einigen Teilbereichen auch gelang. 1870 schließlich erhielten die Juden volle Bürgerrechte im Deutschen Reich.

Die Zahl der Juden stieg im 19. Jahrhundert signifikant an (1828: 215; 1864: 871; 1890: 1992), so dass man weitere Gebetshäuser benötigte. 1841 wurde in Uerdingen, 1865 in Linn und 1883 in Hüls eine Synagoge eingeweiht. Die Synagoge im Krefelder Stadtzentrum wurde 1853 neugebaut.

Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und in der wilhelminischen und Weimarer Ära ihren Höhepunkt hatte, fand 1933 mit dem Beginn der NS- Terrorherrschaft ein jähes Ende. Die zunehmenden Repressalien unter denen die Juden litten, führten zu Emigrationswellen ins Ausland, die ihren Höhepunkt in den Jahren 1938/39 fand. Der Teil der Krefelder Juden, die ihre Heimat nicht verlassen wollten oder konnten, fielen dem NS-Rassenwahn zum Opfer und wurden in den folgenden Kriegsjahren in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Kaum ein deutscher Jude überlebte den NS- Terror.

Erst in den 1950er-Jahren erstand wieder eine jüdischen Gemeinde, die sich zwar über den gesamten linken Niederrhein erstreckte, aber nicht einmal 100 Mitglieder hatte. 1964 erhielt die Gemeinde einen kleinen Betsaal auf der Rheinstraße und bis zum Anfang der 90er-Jahre wuchs sie auf etwa 200 Mitglieder an.

 

Jenseitsvorstellungen im jüdischen Glauben

Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.“ (Prediger 12,7)

Der Glaube an ein Weiterleben in einer jenseitigen Welt, in der der Mensch gerichtet wird und seine Seele weiterlebt, ist die Grundidee des jüdischen Denkens. Der Tod wird nur als vorübergehende Trennung von Leib und Seele betrachtet. Bei der Auferstehung werden sie wieder zusammengeführt. Demzufolge ist das Grab bis zur Auferstehung die Wohnstatt des Toten. Friedhöfe werden auch „Haus des Lebens“ (hebräisch Bethachaijm) und „Haus der Ewigkeit“ (hebräisch Bet olam) genannt. Der Erwerb eines Grabes wird wie ein Grundstückskauf behandelt. Es gehört dem Toten und ist nach jüdischem Recht unverkäuflich. Jüdische Friedhöfe sollen streng genommen bis zum Tag der Auferstehung unverändert bestehen bleiben.

 Der alte Linner Friedhof

 1785 war es seitens der kurkölnischen Regierung verboten worden, die Toten in den Kirchen zu bestatten. Neue Kirchhöfe mussten von nun an außerhalb der Stadtmauern angelegt werden. Zunächst fand der Linner Stadtrat einen Platz „am Sandberg, wo das steinerne Kreuz“ gestanden hatte. Später verlegte man den Friedhof hierhin vor das Bruchtor am westlichen Stadtausgang. In einer alten Akte wurde die Geschichte des Linner Friedhofs aufgeschrieben: „Die Gemeinde ist seit undenklicher Zeit Eigenthümerin. Der Begräbnisplatz ist im Jahre 1795 angelegt worden; das Grundstück war ausweise der Stadt Rechnungen von 1740 an zu Gunsten der Gemeinde verpachtet. Die Verpachtung ist nach dem städtischen Protokollbuche am 22. Februar 1804 zu Gunsten der Gemeinde auf weitere 6 Jahre erfolgt, als das Grundstück zum Begräbnisplatz bereits eingerichtet war. Im Jahre 1825 ist der Garten zum früheren Thorwächterhäuschen, gleichfalls Eigenthum der Gemeinde, noch hinzugekommen, welcher den jetzigen nördlichen Theil des Begräbnisplatzes bildet. Sodann hat die Frau Rhodius im Jahre 1865 an der westlichen Seite einen Theil ihres anschließenden Grundstücks zu dem Begräbnisplatz unentgeldlich hergegeben, um demselben eine regelmäßigere Form zu geben.“

Frau Rhodius war die Tochter von Marianne und Philipp de Greiff, der damaligen Besitzer der Burg. Sie wohnte bis zum ihrem Tod 1902 allein im Jagdschloss der Burg Linn.

 Weil der Platz für weitere Bestattungen an dieser Stelle zu klein wurde, hatten die Linner seit 1837 einen neuen Friedhof an der Königsberger Straße angelegt. Dort ist er auch heute noch.

Humanismus, Naturwissenschaften, Aufklärung

Aller Tod in der Natur ist Geburt, gerade im Sterben erscheint sichtbar die Erhöhung des Lebens.“ (Johann Gottlieb Fichte, 1762 - 1814)

 Humanismus und Aufklärung, Naturwissenschaften und Philosophie, aber auch die Theologie selbst bewirkten seit dem 16. Jahrhundert eine Umdeutung herkömmlicher Jenseitsvorstellungen. Als Erstes ging der Glaube an die Hölle und an einen Zusammenhang zwischen Tod und Sünde verloren, die Angst vor der Hölle verschwand. Und wo es keine Hölle mehr gab, veränderte sich auch der Himmel und damit die Jenseitsvorstellungen: „Das Jenseits wird vor allem zum Ort der Wiedervereinigung derer, die durch den Tod getrennt worden sind. […] In dieser Form ist es das Paradies der Christen und die Astralwelt der Spiritisten und Metapsychologen. Es ist aber auch die Traumwelt der Ungläubigen und Freidenker, die die Realität eines Lebens nach dem Tode negieren.“ (Philippe Ariès, Geschichte des Todes)

 Je mehr eine Verlagerung der Todesfolgen in das Diesseits stattfand, desto wichtiger wurde das Totengedenken. Davon zeugen die zum Teil prächtigen Grabmäler auf den Friedhöfen des 19. und 20. Jahrhunderts.

 „Zur Vollendung des Menschen gehört auch der Tod; denn auch er gehört zur Bestimmung, das heißt zur Natur des Menschen. Darum heißt der Tote mit Recht der Vollendete. Menschlich zu sterben, zu sterben mit dem Bewußtsein, daß du im Tode deine letzte Bestimmung erfüllst, zu sterben also im Frieden mit dem Tode - das sei dein letzter Wunsch, dein letztes Ziel. Dann triumphierst du auch noch im Tode über den üppigen Traum der christlichen Unsterblichkeit; dann hast du unendlich mehr erreicht, als du im Jenseits erreichen willst und doch nimmermehr erreichst.“

Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)

  

Verein für Feuerbestattung, Krefeld

Als eine Folge der Aufklärung gelangte man im späten 19. Jahrhundert interessanterweise wieder zu Bestattungsformen, wie sie im christlichen Europa seit über tausend Jahren nicht mehr vorkamen. „Für die Feuerbestattung einzutreten, wurde zu einem Zeichen moderner und aufgeklärter Gesinnung.“ (Frank Deisel) In deutlichem Gegensatz dazu stand die Katholische Kirche: Papst Leo XIII. hatte 1886 die Einäscherung der Toten verboten. Aber auch der Preußische Staat erlaubte sie nicht. Das Verbot wurde erst 1911 in Preußen per Gesetz aufgehoben.

Die Bewegung für Feuerbestattung in Deutschland war zwar keine religiöse Vereinigung, lehnte auch die Erdbestattung nicht grundsätzlich ab, doch geriet sie durch die Auseinandersetzung mit den Kirchen unweigerlich in das Fahrwasser religiöser Diskussionen.

Auch in Krefeld gründete man einen „Verein für Feuerbestattung“, und zwar am 12. Januar 1904. Der Verein setzte sich für die Feuerbestattung mit ästhetischen und hygienischen Argumenten ein, führte auch den Platzmangel auf den Friedhöfen ins Feld. Vor allem aber forderte er den Bau eines Krematoriums, dessen Bau in der Stadtverordneten-Versammlung am 9. November 1911 beschlossen wurde. Das heute noch existierende Krematorium konnte 1915 in Betrieb genommen werden.

 

Veranstaltungen

Mo Di Mi Do Fr Sa So
2
6
8
9
10
11
12
15
16
17
18
19
22
23
24
25
26
29
30